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Erzeugung von Cypriniden für Besatzzwecke: Teil 1. Kontrollierte Vermehrung (Künstliche Besamung)


Die Erzeugung von Besatzmaterial wildlebender Cypriniden ist eine der wichtigsten Aufgaben von Zuchtanlagen in Polen, insbesondere aus ökonomischer Sicht. Verschiedene Arten werden unter kontrollierten Bedingungen vermehrt, in Becken oder Teichen aufgezogen und für die Angelfischerei oder zur Wiederbesiedlung (gefährdete Arten) genutzt.

In diesem Projekt wurde die induzierte Fortpflanzung bei folgenden Arten untersucht: Rapfen (Aspius aspius), Hasel (Leuciscus leuciscus), Silber- und Goldform des Alands (Orfe, Leuciscus idus), Döbel (Leuciscus cephalus) und Zährte (Vimba vimba). Alle diese Arten vermehren sich unter Haltungsbedingungen nicht spontan, weswegen hormonale Behandlung zur Gewinnung der Gameten notwendig ist. Die Laichfische wurden (mit Ausnahme der Goldorfe) in natürlichen Gewässern gefangen, meist im Herbst. Sie wurden über Winter in Erdteichen oder in kommerziellen Zuchtanstalten gehalten. Im Frühjahr wurden die einzelnen Arten zu einer Versuchsanlage transportiert, wo die Fische beider Geschlechter in 1000-l-Becken unter kontrollierten Licht- und Temperaturbedingungen gehalten wurden. Die Wassertemperaturen vor der Vermehrung lagen für Rapfen und Hasel bei 10 °C, für Aland bei 12 °C, für Döbel und Zährte bei 16-17 °C. Zur Beurteilung der Oozytenreifung wurden 4 Stadien unterschieden: 1. Keimbläschen in zentraler Position; 2. Beginn der Wanderung des Keimbläschens(weniger als der halbe Radius);3.Fortgeschrittene Wanderung des Keimbläschens (mehr als der halbe Radius);4. Keimbläschen in peripherer Position.

Oozytenproben wurden mit einem Katheter entnommen. Drei verschiedene Hormone wurden erprobt: Menschliches Choriongonadotropin (hCG) in einer max. Gesamtdosis von 2000 IE/kg, Karpfenhypophysen-Extrakt (CPE) in einer max. Gesamtdosis von 4 mg/kg und Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analogon (GnRHa, 18-40 μg/kg) mit dem Dopamin-Antagonisten Metoclopramid (8-20 mg/kg). Die Wassertemperatur wurde bei allen Fischen nach der Injektion um 2 °C erhöht.

In allen Fällen (außer Hasel) führte die Hormonbehandlung zu einer hohen Spermaproduktion. Die mit CPE und GnRHa behandelten Fische erzeugten im Vergleich zu den Kontrolltieren eine signifikant größere Menge an Milch mit hoher Spermatozoenbeweglichkeit. Bei hCG-Applikation wurde Milch mit großer Spermatozoenbeweglichkeit produziert. Die Weibchen der Kontrollgruppe reiften ebenso wie die mit hCG behandelten Weibchen nicht. Die anderen Hormonbehandlungen ergaben im Allgemeinen eine 100 %ige Ovulation. Eine geringe Reifungsrate wurde beim Döbel und noch deutlicher bei der Zährte festgestellt. Die Reifungszeit von der Hormoninjektion bis zur Ovulation differierte zwischen den Arten und Gruppen, in allen Fällen wurden jedoch Unterschiede insbesondere zwischen den mit CPE und GnRHa behandelten Gruppen beobachtet. Die Reifungszeit war bei der CPE-Gruppe am kürzesten. Die Überlebensraten bis zum Augenpunktstadium waren im Allgemeinen hoch (>80 %).

Nach dem Laichen wurden die Fische noch 2 Wochen in Hinblick auf mögliche Verluste unter Beobachtung gehalten. Die Mortalität der Laicher war stark artabhängig. Die höchste Überlebensrate ergab sich beim Aland (meist keine Verluste), die geringste bei Döbel (Verluste bis  zu 50 %) und Zährte (Verluste bis zu 72 %).


Dariusz Kucharczyk
Department of Lake and River Fisheries
Warmia and Mazury University in Olsztyn
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