Aktuelles

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Aufzucht von europäischen Welsen in Netzgehegen durch Verfütterung von zerkleinerten Weißfischen


Ziel des im Jahr 2005 durch das Land Sachsen-Anhalt zu 50% aus Mitteln der Fischereiabgabe geförderten Projektes war es, den Fluss- und Seenfischereibetrieben eine weitere Möglichkeit einer sinnvollen Verwertung der Weißfische aufzuzeigen. Dabei sollte untersucht werden, ob durch die Verfütterung von Massenfischen an Welsen, diese wirtschaftlich vertretbar genutzt werden können, welche Produktqualitäten erzielt werden können und ob es zu Rückstandsanreicherungen kommt. Der Versuch wurde von Mai bis November an zwei Standorten in Sachsen-Anhalt (An der Elbe und einem Landsee) und einem am Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow durchgeführt. Als Besatz dienten 1-2 sömmrige Welse, welche in Netzgehegen von etwa 30 m3 gehalten wurden. Alle 3 Versuchsstandorte wurden mit ca. 50 kg/ Gehege besetzt, wobei die durchschnittliche Stückmasse etwa 400 g betrug.

Die Daten der Wels-Aufzuchtversuche sind in Tab. 1 zusammengefasst.

IfB 
Betrieb A
Betrieb B
Stückmasse – Besatz (g)
352
421
438
Stückmasse – Abfischung (g)
782
804
1009
Besatzmasse (kg/NK)
50,0
49,5
49,5
Abfischungsmasse (kg/NK) 
107,4
90,0
106,5
Zuwachs (kg/NK) 
57,4
40,5
57,0
Futtermenge (kg/NK) 
239,8
512,5
553,5
Futterquotien FQ (kg Futter / kg Zuwachs) 
4,18
12,65
9,71

Tab. 1: Produktionsdaten


Trotz der unterschiedlichen Besatzstückmassen, wurde an allen 3 Standorten ein ähnliches Wachstum der Welse erreicht. Im Gegensatz zu den Praxisbetrieben erfolgte die Fütterung am IfB anhand eines theoretischen Zuwachses, was einem theoretischen FQ von 4 kg/kg entspricht. Dieser Wert stimmte nahezu mit dem realistischen FQ überein. Die Praxisbetriebe verfütterten den zerkleinerten Weißfisch auf Basis des leergefressenen Futtertisches ad libitum. Mit dieser Methode kam es aber zu einem FQ von 9 bzw. 12. Die Ergebnisse zeigen, dass die höheren Futtermengen an den Praxisstandorten nicht zu einem wesentlich besseren Wachstum führten.

Die Welse zeigten entsprechend der ernährungsbedingten Steigerung der Trockensubstanz- und Bruttoenregiegehalte der zur Fütterung verwendeten Futterfische am Ende der Fütterungsperiode ebenfalls höhere Trockensubstanz- und Bruttoenergiegehalte. Unter Berücksichtigung der Filet-Werte scheinen sie diese Energien weniger im Filet sondern überwiegend als Depotfett in der Bauchhöhle einzulagern. Auskunft über weitere Parameter zur Produktqualität gibt Tabelle 2. Im Vergleich zu Welsen, die mit verschiedenen Trockenfuttermitteln gefüttert wurden (WEDEKIND 2002), wiesen die mit Fisch gefütterten Welse ähnliche Werte auf.

 
Mittelwert
Maximum
Minimum
Stückmasse (g)
881,4
1205,0
601,0
Körperlänge (cm)
48,9
54,4
42,0
Korpulenzfaktor
0,75
0,82
0,66
Netto-Schlachtgewicht (amk) (%)
89,2
90,3
87,8
Bauchfett (%)
0,37
0,94
0,00
Filet (mit Haut) (%)
47,7
59,7
43,9
Filet (ohne Haut) (%)
38,0
41,5
26,3
Trockensubstanz (%)
20,9
21,4
20,5
Bruttoenergie (MJ/kgFM)
4,16
4,32
4,03
Wasserbindung (Masseverlust %)
5,19
6,60
3,83
Garverlust (%)
19,11
22,23
12,87

Der tägliche Arbeitsaufwand (Fütterung, Futterzubereitung, Reparaturarbeiten) betrug etwa 0,25 – 0,35 Stunden. Legt man einen Stundensatz von 15-20 € zu Grunde, betrug der Kostenaufwand bei mittlerer Fütterungsdauer von 154 Tagen und 46,2 Arbeitsstunden 693-924 €. Für das Besatzmaterial waren 8,50 €/kg aufzubringen und der theoretische Verkaufspreis (lebendfrisch, Direktvermarktung) lag bei 7,56 €/kg. Daraus ergab sich für die untersuchte Produktionsintensität ein mittlerer Erlös von 390,85 €/ 50 kg Besatz. Berücksichtigt man außerdem den zusätzlichen Arbeitsaufwand, wird ersichtlich, dass sich die Haltung und Fütterung von Welsen mit fischereilichen Beifang über eine Fütterungsperiode betriebswirtschaftlich kaum amortisiert. Dies sieht natürlich anders aus, wenn z.B. ein preiswerteres Besatzmaterial erhalten werden kann bzw. die Besatzfische aus dem Eigenfang gestellt werden können.

Die Rückstandsuntersuchungen von 20 Welsfilets der Praxisbetriebe zeigten bei den Schwermetallen (Quecksilber, Blei und Cadmium) für Quecksilber und Blei eine prinzipielle Anreicherung, die jedoch beim Quecksilber zu keiner Grenzwertüberschreitung führte. Anders sah es bei Blei aus. Hier überschritten am Standort A drei Proben den Grenzwert von 0,2 mg/kg FM und am Standort B vier Proben. Auch für die chlororganischen Rückstände waren z.T. signifikante Anreicherungen feststellbar, die aber nicht zu lebensmittelrelevanten Grenzwertüberschreitungen führten. Am Standort B waren jedoch bei den Verbindungen pp-DDE und pp-DDD auffällige Werte aufgetreten.

 

Autoren:

Steffen Zahn
IfB Potsdam Sacrow

Reik Rosenkranz
LFV Sachsen-Anhalt e.V.



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