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Fischbelastungen in Elbe und Mulde - Stellungnahme LFV


Betreff: Artikel MZ /Volksstimme vom 01.08.2005 „ Krebsgift in Fischen aus Elbe und Mulde“

Landesfischereiverband geht von einer nicht wesentlich höheren Gefährdung der Gesundheit beim Verzehr von Elbfischen aus.

Da der Artikel in der Mitteldeutschen Zeitung viele ungeklärte Fragen offen lies, und zu einer großen Verunsicherung der Angler an der Elbe und Mulde führte, möchte der Landesfischereiverband Sachsen-Anhalt e.V. einige klarstellende Informationen zu dieser Problematik geben.

Das Umweltbundesamt (UBA) untersucht jährlich seit 1995 regelmäßig die Schadstoffbelastung in Brassen (Abramis brama) in der Elbe und Mulde, um die Proben in einer Umweltprobenbank zu archivieren. Dazu wird pro Probestelle eine Mischprobe von etwa 25 Brassen der Altersklassen 8-12 Jahre hergestellt und auf organische und anorganische Umweltkontaminanten untersucht.

Im Jahr 2004 wurde erstmals an der Probestelle Mulde bei Dessau (Höhe Tiergarten) eine 18-fache Höchstmengenüberschreitung des Schadstoffes β-Hexachlorcyclohexan (β-HCH) festgestellt. Alle anderen Probestellen, wie Elbe bei Barby, Elbe bei Cumlosen und Elbe bei Blankenese (Hamburg), wiesen jedoch nur noch eine vierfache Grenzwertüberschreitung auf. Das HCH tritt in verschiedenen Isomeren auf, darunter α -, β - und γ - HCH. Von den Einzelsubstanzen ist nur das γ - HCH – besser bekannt unter dem Namen Lindan – insektizid wirksam. Lindan (γ – HCH) ist nachweislich krebserregend, α-HCH und β-HCH stehen in dem Verdacht, krebserregend zu sein. In den vom Umweltbundesamt durchgeführten Untersuchungen wurde allerdings nur das β-HCH bestimmt!

Die hohe Grenzwertüberschreitung in der Mulde bei Dessau, bzw. die geringeren Werte unterhalb der Muldeeinmündung in der Elbe deutet auf eine Schadstoffquelle in der Mulde hin. Da zu DDR-Zeiten bei Bitterfeld Insektizide mit diesem Wirkstoff hergestellt wurden, und die dabei entstandenen Abfälle auf Deponien gelagert wurden, besteht bei Hochwasserereignissen die Gefahr des Eintrags in die Gewässer. Der Schadstoff (HCH) ist gut fettlöslich. Aus diesem Grund lagert er sich in fettreichen Fischen stärker an, als in mageren Fischen wie Hecht, Barsch, Plötze oder Zander. Die untersuchten Brassen gehören mit einem Fettgehalt des essbaren Anteils von 7-12% zu den fettreichen Fischarten. Eine derartig hohe Grenzwertüberschreitung ist jedoch mit einem Hochwasserereignis als alleinige Ursache nicht erklärbar. Hier kommen sicher noch andere Quellen in Frage. Da sich die genannte hohe Grenzwertüberschreitung auf nur einen Punkt in der Mulde bei Dessau beschränkt, kann nicht von einer Belastung der gesamten Elbe oder Mulde gesprochen werden. Eine akute Gesundheitsgefahr besteht nicht. Nach Absprache mit dem Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt gehen Angler aus diesen Gründen, welche die bisher gültige Verzehrsempfehlung von 1-2 kg Fisch pro Monat und Angler befolgen, keine Gesundheitsgefährdung ein. Dies zeigen auch die Untersuchungsergebnisse des Landesamtes für Verbraucherschutz in Stendal, welches parallel zu den Untersuchungen des Umweltbundesamtes verschiedene Fischarten aus den natürlichen Gewässern (auch Elbe und Mulde) des Landes auf Schadstoffe untersuchen. Eine derartige Grenzwertüberschreitung konnte hierbei allerdings nicht festgestellt werden. Lediglich bei einigen Aalen kam es im Mittel zu einer bis zu dreifachen Grenzwertüberschreitung beim β-HCH. Im Jahr 2003 konnte in Brassen z.B. keine Grenzwertüberschreitung beim β-HCH festgestellt werden. In der Jahresreihe seit 1996 wurde insgesamt ein rückläufiger Trend in der Gesamtbelastung von Fischen aus Elbe und Mulde festgestellt.

Auch die momentan gefundenen hohen Werte beim β-HCH stellen sicherlich nur einen Pik in der Jahresfolge dar, sie werden aber den rückläufigen Trend nicht beeinflussen.



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